Smarte Anwesenheitssimulation für mehr Sicherheit zu Hause
16 November 2025 0 Kommentare Tilman Fassbinder

Smarte Anwesenheitssimulation für mehr Sicherheit zu Hause

Stell dir vor, du bist im Urlaub, die Wohnung ist leer, und draußen wird es dunkel. Ein Einbrecher schaut sich dein Haus an - und sieht Lichter gehen, den Fernseher an, Rolladen, die sich langsam senken. Er denkt: Da ist jemand zu Hause. Er geht weiter. Das ist der ganze Trick hinter smarter Anwesenheitssimulation. Es geht nicht darum, dich zu alarmieren, wenn jemand einbricht. Es geht darum, ihn davon abzuhalten, überhaupt anzuklopfen.

Warum funktioniert Anwesenheitssimulation?

90 Prozent aller Einbrüche passieren, wenn niemand zu Hause ist. Das ist keine Vermutung, das ist eine Statistik, die Polizei und Sicherheitsexperten bestätigen. Einbrecher suchen nicht nach dem sichersten Haus. Sie suchen nach dem einfachsten. Und das ist immer das, das wie eine leere Hülle wirkt: kein Licht, keine Bewegung, keine Geräusche. Ein Haus, das aussieht, als wäre es verlassen, ist eine Einladung.

Smarte Anwesenheitssimulation macht genau das Gegenteil. Sie täuscht Leben vor. Nicht mit einer festen Uhrzeit, die jeder kennt, sondern mit zufälligen, menschlichen Mustern. Ein Licht geht um 19:17 an, nicht immer um 19:00. Ein Rolladen hebt sich um 8:32, nicht exakt zur gleichen Zeit wie gestern. Ein Fernseher läuft 23 Minuten lang, dann wird er ausgeschaltet. Das ist kein Roboter. Das sieht aus wie ein Mensch.

Wie funktioniert das technisch?

Es gibt drei Hauptwege, wie ein Haus vortäuscht, bewohnt zu sein: Licht, Geräusche und Bewegung.

  • Licht: Smarte Lampen - besonders Farbwechsler wie Philips Hue oder LIFX - schalten sich nicht nur ein und aus, sondern verändern auch die Helligkeit und Farbe. Ein kühles Weiß im Bad, ein warmes Gelb im Wohnzimmer, ein gedimmtes Rot im Schlafzimmer. Das ist kein Zufall. Das ist Nachahmung des menschlichen Tagesablaufs.
  • Geräusche: Ein Radio, das leise Musik spielt. Ein Fernseher, der Nachrichten oder eine Serie abspielt - nicht laut, aber hörbar durch die Fenster. Manche Systeme simulieren sogar Gespräche oder Schritte, als ob jemand durch die Wohnung geht. Das ist besonders wirksam, wenn das Haus von außen gut zu hören ist.
  • Bewegung: Rolladen, Jalousien, Gardinen. Wenn sie sich bewegen, signalisieren sie: Jemand steht auf, geht ins Wohnzimmer, macht die Fenster zu. Ein statischer Rolladen, der immer um 19 Uhr runtergeht, ist eine Warnung. Ein Rolladen, der sich zufällig um 18:45, 19:22 und 22:03 bewegt, ist ein Zeichen von Leben.
Die besten Systeme kombinieren alle drei. Bosch Smart Home, Loxone und Netatmo nutzen Zufallsalgorithmen, die das Verhalten deiner Familie über Tage lernen. Du aktivierst die Simulation, und das System spielt einfach deine eigenen Gewohnheiten ab - ohne dass du etwas ändern musst.

Was brauchst du dafür?

Du brauchst keine Revolution. Du brauchst nur ein paar smarte Geräte und eine App.

  • Eine WLAN-Verbindung im Haus - das ist heute Standard.
  • Smart Lighting: Mindestens drei bis fünf intelligente Lampen in verschiedenen Räumen.
  • Smart Rolladenmotoren oder -steckdosen - das kostet nicht mehr als 50 Euro pro Fenster.
  • Eine Smart-Home-Zentrale wie die Bosch Smart Home App, die Loxone App oder ein Hub von Hama.
  • Ein Smartphone - damit du die Simulation von unterwegs starten, stoppen oder anpassen kannst.
Du kannst es auch schrittweise aufbauen. Fang mit einem Licht im Wohnzimmer an. Dann fügst du eine Lampe im Schlafzimmer hinzu. Danach ein Rolladen. In drei Wochen hast du eine funktionierende Simulation - und das ohne Elektriker, ohne Bohren, ohne teure Installation.

Einbrecher beobachtet ein Haus, das durch zufällige Lichter und Bewegungen wie bewohnt wirkt.

Was ist der größte Fehler?

Der größte Fehler ist: Regelmäßigkeit.

Viele Leute kaufen eine Zeitschaltuhr. Die schaltet das Licht jeden Tag um 18:00 an und um 23:00 aus. Einbrecher wissen das. Sie warten, bis es dunkel ist. Dann beobachten sie das Haus. Wenn nach drei Tagen immer um 18:00 das Licht angeht - dann ist das Haus leer. Das ist kein Zufall. Das ist eine Einladung.

Smarte Systeme vermeiden das. Sie verwenden Zufallszahlen. Sie schalten Licht nicht um 18:00, sondern zwischen 17:45 und 18:30. Sie bewegen Rolladen nicht exakt um 22:00, sondern zwischen 21:40 und 22:20. Sie machen es so, als würde jemand müde werden, ab und zu mal fernsehen, sich verspäten. Das ist die Kunst der Simulation: Es muss menschlich wirken.

Warum ist das keine vollständige Sicherheit?

Ein Anwesenheitssimulator ist keine Alarmanlage. Er stoppt keine Einbrecher, wenn sie schon durchs Fenster geklettert sind. Er ist die erste Linie der Verteidigung - die Abschreckung. Wie ein Schild, das sagt: „Hier ist jemand.“

Wenn du wirklich sicher sein willst, kombiniere die Simulation mit:

  • Einer Smart-Türklingel mit Kamera und Gegensprechanlage - wenn jemand an der Tür steht, bekommst du eine Benachrichtigung.
  • Magnetkontakten an Fenstern und Türen - die melden, wenn jemand sie öffnet.
  • Einer Smart-Videoüberwachung mit Bewegungserkennung - die nicht nur aufnimmt, sondern auch automatisch eine Warnung sendet.
Das ist der Unterschied zwischen „es sieht aus, als wäre jemand da“ und „es ist jemand da, der sieht, was passiert“.

Lichtmuster und Schatten formen eine unsichtbare menschliche Präsenz im Haus, Symbol für intelligente Sicherheit.

Wann lohnt sich das besonders?

Ferienzeit ist Einbruchszeit. Das ist kein Mythos. Das ist Fakt. Laut Polizeistatistiken steigt die Zahl der Einbrüche in den Sommermonaten und um Weihnachten herum deutlich an. Wer verreist, ist ein Ziel.

Aber auch wer oft unterwegs ist: Wer beruflich viel reist, wer im Wochenendhaus wohnt, wer seine Kinder zur Oma schickt - all das sind Menschen, die ihre Wohnung länger unbeaufsichtigt lassen. Für sie ist Anwesenheitssimulation kein Luxus. Es ist eine kluge, günstige Versicherung.

Und es ist billig. Ein Smart-Licht kostet 25 Euro. Ein Rolladenmotor 45 Euro. Die App ist kostenlos. Du investierst unter 200 Euro - und bekommst eine Sicherheit, die du nicht mehr brauchst, weil du sie einfach nicht mehr brauchst. Du schaltest sie ein, gehst in den Urlaub, und weißt: Niemand wird dein Haus betreten.

Was kommt als Nächstes?

Die Zukunft der Anwesenheitssimulation ist intelligent. Nicht nur zufällig. Nicht nur nach Mustern. Sondern persönlich.

Einige Systeme lernen jetzt, wie du lebst. Sie analysieren, wann du normalerweise aufstehst, wann du duscht, wann du ins Bett gehst. Sie speichern diese Daten über Wochen. Und wenn du verreist, spielen sie genau diese Abläufe ab - mit einer Präzision, die bis heute kaum möglich war.

Künftig wird die Simulation auch mit anderen Geräten sprechen. Wenn die Kamera eine Bewegung vor der Tür erkennt, schaltet sie das Licht im Flur ein. Wenn der Türsensor geöffnet wird, dreht sich die Kamera automatisch. Wenn du einen Paketdienst erwartest, bleibt das Licht länger an.

Das ist kein Science-Fiction. Das ist heute schon möglich. Und es wird sich verbreiten, weil der Smart-Home-Markt wächst - und weil Menschen endlich verstehen: Sicherheit ist nicht nur Alarm. Sicherheit ist Illusion. Und manchmal ist die beste Illusion die, die niemand durchschaut.

Was du jetzt tun kannst

1. Beobachte dein eigenes Verhalten: Wann schaltest du Licht ein? Wo gehst du hin, wenn du nach Hause kommst? Welche Räume sind am häufigsten beleuchtet?

2. Starte klein: Kaufe eine Smart-Lampe für das Wohnzimmer. Stelle sie auf eine zufällige Schaltung. Beobachte, wie sie funktioniert.

3. Erweitere schrittweise: Füge eine zweite Lampe hinzu. Dann einen Rolladen. Dann eine Smart-Steckdose mit Radio.

4. Verbinde alles: Nutze eine App wie Bosch Smart Home oder Loxone, um alle Geräte zu steuern. Stelle sicher, dass die Zufallsfunktion aktiviert ist.

5. Aktiviere sie, bevor du gehst: Nicht erst, wenn du am Flughafen bist. Schalte sie ein, wenn du das Haus verlässt. Und vergiss nicht, sie auszuschalten, wenn du zurückkommst.

Es ist nicht kompliziert. Es ist nicht teuer. Und es funktioniert. Weil es nicht gegen Einbrecher kämpft. Es verhindert, dass sie überhaupt kommen.