Türen austauschen: So wechseln Sie Innentüren und Haustüren richtig
5 November 2025 0 Kommentare Tilman Fassbinder

Türen austauschen: So wechseln Sie Innentüren und Haustüren richtig

Im Jahr 2023 haben mehr als 800.000 deutsche Haushalte eine Tür ausgetauscht - nicht weil sie kaputt war, sondern weil sie endlich besser funktionieren, besser aussehen oder energieeffizienter sein sollte. Ob du eine alte Zimmertür gegen eine moderne, schlanke MDF-Tür tauscht oder deine 30 Jahre alte Haustür gegen ein neues Modell mit 3-fach-Verglasung ersetzt: Der Austausch lohnt sich. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Innentür und einer Außentür. Wer das nicht versteht, macht Fehler - teure, lästige, manchmal sogar gefährliche.

Warum du deine Türen heute austauschen solltest

Eine alte Tür ist nicht nur unschön. Sie ist oft auch ein Energiekiller. Eine Haustür aus den 90er Jahren hat einen U-Wert von über 2,5 W/m²K. Moderne Türen mit 3-fach-Verglasung und Isolierkern erreichen unter 1,0 W/m²K. Das bedeutet: Du sparst bis zu 15 % an Heizkosten. Laut dem Deutschen Energieberater-Netzwerk kann eine neue Haustür in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus jährlich bis zu 200 Euro einsparen. Und das bei einer Lebensdauer von 25 Jahren.

Bei Innentüren geht es weniger um Energie, sondern um Komfort und Design. Heutige Türen sind leiser, leichter zu öffnen und passen perfekt in moderne Innenräume. Viele haben integrierte Dichtungen, die Geräusche dämpfen - ideal, wenn du im Erdgeschoss wohnst und die Kinder im Obergeschoss nicht stören willst.

Und dann ist da noch der Fördertopf: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zahlt bis zu 20 % der Kosten für den Austausch von alten Haustüren, wenn sie den neuen EnEV 2024-Anforderungen entsprechen. Das ist kein Kleingeld. Ein Türwechsel kann so mit nur 1.200 Euro netto starten.

Was du bei Innentüren beachten musst

Innentüren sind die einfachere Variante. Sie wiegen zwischen 25 und 40 kg, sind 39-42 mm dick und bestehen meist aus MDF mit Furnier. Die meisten sind mit einer Systemzarge geliefert - das heißt, du musst nicht selbst die Zarge zuschneiden. Das spart Zeit und Fehler.

Der erste Schritt: Ausmessen. Nicht die alte Tür, sondern die Maueröffnung. Die Öffnung muss mindestens 4-6 cm breiter und 2-3 cm höher sein als das Türblatt. Warum? Damit du Platz hast für die Zarge, die Dichtungen und die Montageschaum-Füllung. Viele Heimwerker messen die alte Tür - und scheitern, weil die Maueröffnung schief oder verklebt ist.

Beim Ausbau der alten Tür: Nutze ein Brecheisen, nicht den Hammer. Schlage nicht gegen die Zarge, sondern unter die Zarge. So löst du sie Stück für Stück, ohne die Wand zu beschädigen. Wenn du alte Zementmörtelzargen hast - wie in Altbauten - wird’s knifflig. Dann brauchst du eine Säbelsäge oder eine Flex, um die Holz- oder Metallteile zu durchtrennen.

Die neue Zarge setzt du mit Holzkeilen ein. Die sind dein bester Freund. Sie halten die Zarge in der richtigen Position, während du sie mit der Wasserwaage ausrichtest. Eine Abweichung von mehr als 2 mm pro Meter - das ist so viel wie die Dicke eines Finger Nagels - führt dazu, dass die Tür nicht mehr richtig schließt. Nutze eine Wasserwaage von mindestens 1,5 Metern Länge. Kurze Waagen täuschen.

Dann kommt der Montageschaum. Fülle ihn nur in die Seitenspalt, nicht in den oberen Spalt. Der obere Spalt bleibt offen, damit der Schaum sich ausdehnen kann, ohne die Zarge nach oben zu drücken. Nach 24 Stunden schneidest du den überschüssigen Schaum ab. Dann setzt du die Tür ein - mit den richtigen Scharnieren. Keine Billig-Scharniere. Sie müssen mindestens 10 kg Traglast haben. Sonst hängt die Tür schief, oder die Scharniere brechen.

Fertig in 2-4 Stunden. Und du hast eine Tür, die leise, gerade und perfekt passt.

Haustüren: Der komplizierte Job

Eine Haustür ist kein Spielzeug. Sie wiegt 70-120 kg, ist 65-90 mm dick und muss Wind, Regen, Frost und Einbruch aushalten. Sie muss auch wärmedämmen - und zwar nach strengen Regeln. Die EnEV 2024 schreibt ab 2025 einen U-Wert von maximal 0,95 W/m²K vor. Das ist der neue Standard. Alte Türen mit 1,3 W/m²K sind schon veraltet.

Beim Ausbau einer Haustür geht es nicht nur um die Tür. Du musst die gesamte Zarge entfernen - inklusive der Dichtungen, der Dämmung und der Befestigungsschrauben, die in den Mauerwerksanker stecken. Das ist kein Zwei-Mann-Job. Du brauchst mindestens drei Personen. Eine für die Sicherung, eine für das Werkzeug, eine für die neue Tür.

Die neue Zarge muss mit Schrauben in die Mauer verankert werden - nicht nur mit Schaum. Schaum allein hält nicht. Er dichtet, aber nicht fest. Die Schrauben müssen mindestens 12 cm lang sein und in Beton oder Ziegel greifen. Und du brauchst eine Mauerfräse, um die Bohrlöcher präzise zu machen. Wer das nicht hat, sollte den Job lieber einem Profi überlassen.

Die Abdichtung ist der kritischste Punkt. Ein Fehler von nur 1 % - das ist ein Millimeter Lücke - reduziert die Wärmedämmung um bis zu 25 %. Das hat das Fraunhofer-Institut in Stuttgart nachgewiesen. Deshalb: Kein Klebeband, kein billiges Dichtband. Nutze ein hochelastisches, witterungsbeständiges Dichtmaterial, wie es Hersteller wie Westag oder Gemündener Türen empfehlen. Und achte darauf, dass das Dichtband unter dem Türschwelle liegt - nicht daneben.

Auch die Bodenfreiheit ist entscheidend. Bei Fliesen oder Laminat brauchst du mindestens 3 mm Abstand zwischen Tür und Boden. Mehr, wenn du einen Fußbodenheizung hast. Zu wenig Abstand, und die Tür klemmt. Zu viel, und du hast eine Kältebrücke.

Die Montage dauert 6-8 Stunden. Und das, wenn alles gut geht. Viele Heimwerker brauchen zwei Tage. Und dann kommt die Enttäuschung: Die Tür schließt nicht, die Dichtung drückt, die Klinke knarrt. Die Ursache? Fast immer: falsche Ausrichtung der Zarge. Oder zu wenig Abdichtung.

Drei Personen installieren eine schwere Haustür mit Dichtband und Bohrmaschine in einem Wohnhaus.

Die Kosten: Eigenleistung vs. Profi

Eine Innentür mit Zarge kostet zwischen 100 und 300 Euro. Der Profi verlangt 200-600 Euro für Montage. Du sparst also 50-70 %. Aber nur, wenn du es richtig machst. Wer die Zarge schief einbaut, muss sie wieder rausnehmen. Und das kostet doppelt.

Eine Haustür liegt zwischen 1.500 und 4.000 Euro. Der Einbau durch einen Profi: 800-1.500 Euro. Du sparst also bis zu 1.500 Euro - aber nur, wenn du es schaffst, die Tür richtig zu montieren. Und das ist nicht leicht.

Laut einer Umfrage von Heimwerker-Forum.de schaffen 78 % der Anfänger eine Innentür beim ersten Versuch. Bei Haustüren sind es nur 32 %. 63 % der Befragten mussten nach einem gescheiterten Versuch einen Profi holen - und dann kostete es mehr, als wenn sie von Anfang an den Profi genommen hätten.

Fazit: Innentüren kannst du selbst machen. Haustüren? Nur, wenn du Erfahrung hast, das richtige Werkzeug und Geduld. Sonst: Profi. Es ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist klug.

Was du unbedingt vermeiden musst

- Nicht die alte Zarge einfach abschlagen. Das reißt die Mauer auf. Nutze ein Brecheisen und arbeite vorsichtig.

- Nicht mit einer 30 cm Wasserwaage arbeiten. Sie zeigt dir nur, dass die Tür „fast“ gerade ist. Du brauchst 1,5 m.

- Nicht nur Schaum verwenden. Bei Haustüren brauchst du Schrauben. Punkt.

- Nicht die Bodenfreiheit ignorieren. 3 mm sind nicht optional. Sie sind Pflicht.

- Nicht auf die Abdichtung verzichten. Das ist der häufigste Fehler. Und der teuerste.

- Nicht auf die richtige Türgröße achten. Viele kaufen eine Tür, die zu klein ist - und dann müssen sie Mauer entfernen. Mit der Flex. Und das kostet Zeit und Nerven.

Vergleich: alte Tür mit Wärmeverlust und moderne Tür mit Energieeinsparung als grafische Darstellung.

Was du jetzt tun solltest

1. Entscheide dich: Innentür oder Haustür? Wenn du nur eine Tür wechseln willst, fang mit der Innentür an. Sie ist der perfekte Einstieg.

2. Messe genau. Nicht die alte Tür. Die Maueröffnung. Und mache Fotos von allen Seiten.

3. Prüfe die Förderung. Gehe auf die BAFA-Website und prüfe, ob deine neue Haustür förderfähig ist. Die Liste der zertifizierten Modelle ist öffentlich.

4. Wähle die richtige Tür. Bei Innentüren: Systemzarge, MDF, 40 mm Dicke. Bei Haustüren: Holz-Aluminium-Kombi, 3-fach-Verglasung, U-Wert unter 1,0.

5. Werkzeug besorgen. Für Innentüren: Wasserwaage, Holzkeile, Schraubendreher, Montageschaum. Für Haustüren: Säbelsäge, Mauerfräse, Bohrmaschine, Schrauben, Dichtband.

6. Wenn du unsicher bist: Hol dir Hilfe. Ein Tag mit einem Tischler oder einem Profi - das spart dir Wochen Stress.

Frequently Asked Questions

Kann ich eine Innentür ohne Zarge einbauen?

Nein. Eine Tür ohne Zarge passt nicht richtig in die Maueröffnung. Sie wird schief hängen, klemmen und nicht dichten. Systemzargen sind standardisiert und garantieren eine präzise Montage. Selbst wenn du eine alte Zarge behältst, musst du sie auf Maß bringen - das ist viel aufwendiger, als eine neue Zarge einzubauen.

Wie erkenne ich, ob meine Haustür noch förderfähig ist?

Die neue Tür muss den EnEV 2024-Anforderungen entsprechen - also einen U-Wert von maximal 0,95 W/m²K haben. Auf dem Produktetikett steht das. Außerdem muss sie von einem zertifizierten Hersteller stammen, wie Westag, Gemündener Türen oder Pufels. Auf der BAFA-Website findest du eine Liste aller förderfähigen Modelle. Wenn du unsicher bist, frag den Händler direkt: „Ist diese Tür förderfähig nach EnEV 2024?“

Warum klemmt meine neue Tür nach dem Einbau?

Das liegt fast immer an einer falsch ausgerichteten Zarge. Selbst eine Abweichung von 2 mm pro Meter reicht aus, um die Tür zu verziehen. Prüfe mit einer langen Wasserwaage, ob die Zarge senkrecht und waagerecht steht. Wenn du die Tür schon eingehängt hast, kannst du die Holzkeile noch etwas nachjustieren - aber nur, wenn der Montageschaum noch nicht vollständig ausgehärtet ist. Nach 24 Stunden ist es zu spät. Dann musst du die Zarge wieder lösen.

Brauche ich für eine Haustür eine spezielle Bodenplatte?

Ja. Eine Haustür braucht eine stabile, waagerechte Bodenplatte aus Beton oder Stahl. Die Türzarge muss darauf ruhen. Wenn du Laminat oder Fliesen verlegst, musst du die Bodenplatte vorher anpassen. Sonst entsteht eine Kältebrücke, und die Tür hängt schief. Viele Hersteller liefern eine spezielle Schwellenplatte mit - nutze sie. Sie ist nicht optional.

Kann ich eine alte Tür einfach neu lackieren, statt sie auszutauschen?

Bei Innentüren: Ja. Wenn die Tür stabil ist und keine Risse hat, kann ein neuer Anstrich sie wie neu wirken lassen. Bei Haustüren: Nein. Eine alte Haustür hat meist undichte Dichtungen, einen schlechten Isolierkern und keine moderne Verglasung. Selbst wenn sie schön aussieht - sie verliert Wärme, lässt Kälte ein und ist oft unsicher. Lackieren hilft nur optisch - nicht energetisch oder sicherheitstechnisch.